- Fragen über Fragen
- Der Prozess
- Anwensungsbereiche / Zielgruppen
- Durchführung
- Risiken / Kritik
- Byron Katie, die Urheberin von The Work
Fragen über Fragen
Zwischen Sokrates und Byron Katie hat es etliche Menschen gegeben, die in der Kunst des Fragestellens brillierten. Fragen sind im Coaching, in zahlreichen Therapieformen sowie in unterschiedlichen spirituellen Schulungswegen zentral. Wer sich mit der Kunst des Fragens auseinandersetzt und mit Byron Katies Fragen arbeitet, wird fasziniert sein von der raffinierten Abfolge dieser Fragen.
The Work ist weder eine Therapie noch eine Religion. Diese Arbeit besteht lediglich aus einem Set von Fragen und der Anregung, unsere Gedanken umzukehren. Es sind Fragen, die im Umgang mit alltäglichen Schwierigkeiten hilfreich sind und die uns am anderen Ende ihres Spektrums einen Geschmack der absoluten Freiheit vermitteln. Die Erfahrung der Anwendung von The Work an sich selbst und mit anderen Menschen lässt immer wieder über die klärende und befreiende Wirkung dieser Fragen staunen.
Die Fragen von The Work:
- Ist es wahr?
- Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
- Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
- Wer wärst du ohne diesen Gedanken?
Kehre den Gedanken um und finde drei konkrete Beispiele für jede Umkehrung.
Der Prozess
Manchmal verhält sich ein Partner, ein Kind, ein Mitarbeiter oder ein Freund einfach nicht so, wie wir es gerne hätten. „Wenn er nur anders wäre, sich anders verhalten würde, dann wäre alles gut“, denken wir und sind überzeugt, mit unserer Meinung über den anderen im Recht zu sein. Freunde bestätigen uns auch noch darin. Dennoch drückt der Ärger auf die Stimmung, und wir sind frustriert.
Nehmen wir unser Denken über die betreffende Situation unter die Lupe, können wir entdecken, dass letztlich nicht unser Mitmensch, sondern unser Denken über ihn und die Situation unser Leben erschwert.
Byron Katie hat einen einfachen und wirkungsvollen Prozess, genannt The Work entwickelt, mit dem wir Einsicht in die Funktions- und Wirkungsweise unseres Denkens erhalten. Sie fasst The Work folgendermassen in einem Satz zusammen: „Beurteile deinen Nächsten, schreibe es auf, stelle vier Fragen und kehre deinen Satz um.“ In einem ersten Schritt bringen wir unseren Ärger möglichst unzensiert zu Papier. Dann untersuchen wir unsere Überzeugungen mit den Fragen, wobei wir versuchen, die Frage ins Herz sinken zu lassen und von dort her eine ehrliche Antwort aufsteigen zu lassen.
Begegnen wir unserem Denken mit Verständnis, müssen wir es nicht ändern oder loslassen, dann lässt es uns los. Dies ist die Erfahrung von vielen Tausenden von Menschen, die The Work anwenden.
Anwendungsbereiche / Zielgruppen
Sind wir zufrieden, so brauchen wir The Work nicht. Wenn wir jedoch leiden und des Leidens müde sind, ist dieser Prozess hilfreich. Sei es Ärger mit dem Partner, Psychostress im Geschäft, Ungeduld mit den Kindern, Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, der Gesundheit oder dem eigenen Verhalten, Geldsorgen, politischer Unmut – wo immer wir hadern und uns mit uns selbst und unseren Mitmenschen anlegen, können wir unsere Gedanken und Überzeugungen aufschreiben und mit The Work untersuchen.
Die Selbstuntersuchung kann hilfreich sein bei Beziehungsproblemen und für Menschen, die sehr ängstlich sind, sich schnell ärgern, depressiv sind, eine niedrige Frustrationstoleranz haben, schüchtern sind, an Süchten leiden, ein niedriges Selbstwertgefühl haben oder die Tendenz, sich selbst zu erniedrigen.
Die Fragen sind nicht nur bei aktuellen Konflikten wirksam, sie eignen sich auch ausgezeichnet, um mit alten Geschichten aufzuräumen, denn unweigerlich werden wir erkennen, wie belastend und hoffnungslos es ist zu denken, etwas hätte anders sein müssen oder dass wir glücklicher wären, wenn… The Work wirft uns immer wieder auf uns selbst zurück und bringt uns in die Gegenwart.
Das Spektrum von The Work ist immens. Auf der einen Seite ist es hilfreich bei ganz alltäglichen Konflikten, auf der anderen Seite lässt es uns die absolute Freiheit erahnen und manchmal für Momente erfahren.
The Work ist ein wirksames Arbeits-Werkzeug für Therapeuten jeder Richtung, Berater, Mediatoren, Sozialarbeiter, Coaches und Menschen in Pflegeberufen. Die Methode ist nützlich im Umgang mit Klienten und Patienten wie auch im Umgang mit jeglichen Schwierigkeiten, die am Arbeitsplatz oder Privat auftreten.
Nicht geeignet ist die Methode für Menschen, die auf ihrem Recht beharren und von ihrer Meinung so überzeugt sind, dass sie keine anderen Vorstellungen zulassen können.
Durchführung
Einmal erlernt, können wir The Work immer und überall da anwenden, wo wir uns gerade befinden. Anfangs ist es jedoch für viele Menschen neu, den Blick von den anderen weg und zu sich selbst zu wenden. Wenn wir jahre- oder jahrzehntelang versucht haben, andere zu ändern, heisst es, von dieser Gewohnheit zu lassen und uns öffnen für die eigene Veränderung. Auf Byron Katies Website: www.thework.com/deutsch unter Ressourcen finden Sie die aktuellen Arbeitsblätter zu The Work mit einer Anleitung zum Selbstversuch.
Wenn Sie The Work alleine machen, schreiben Sie nicht nur die eigenen Überzeugungen auf, sondern auch die Antworten auf die Fragen. Dies hilft, den Prozess zu vertiefen und nicht abzuschweifen.
Risiken / Kritik
Wer sich auf „The Work“ einlässt, riskiert, sich zu verändern. Festgefahrene Überzeugungen könnten sich als so belastend erweisen, dass sie unhaltbar werden. Und wer wären wir ohne unsere Leiden und Lasten? Wenn wir jedoch The Work mit einem Motiv machen oder überzeugt sind, die Lösung für unser Problem bereits zu kennen, so werden unsere Antworten auf die Fragen durch unsere Wünsche verfälscht. Auf diese Weise können wir das Potenzial, das in dieser Arbeit liegt, nicht erfahren.
Die häufigste Kritik an „The Work“ ist gemäss Byron Katie, dass der Prozess zu einfach sei. Wer mit The Work arbeiten will, mit sich selbst und anderen, muss sich kein umfangreiches Wissen aneignen und keine Theorien erarbeiten. Die Anwendung von The Work offenbart die innere Weisheit stets von selbst, wenn wir bereit sind für die Wahrheit.
Byron Katie, die Urheberin von The Work
Byron Katie, Amerikanerin, Mutter von drei erwachsenen Kindern, war eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihrer Umgebung erschien sie wie die Verkörperung des „American Dream“, schön, reich, angesehen und glücklich verheiratet. Doch nach und nach zerbrach dieses Image, da sie zunehmend unter Depressionen, Alkoholismus, Esssucht, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit sowie Ausbrüchen von Gewalttätigkeit litt. Am tiefsten Punkt dieser Lebenskrise angelangt, steckte Byron Katies Familie die aggressive Ehefrau und Mutter in ein Heim für Frauen mit Essstörungen.
Im Alter von 43 Jahren (1986), erwachte Byron Katie im Dachzimmer dieses Heims in einem völlig veränderten Bewusstseinszustand, in einem Zustand vollkommenen Seins. Eine radikale Veränderung ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit hatte stattgefunden, und sie erkannte, dass sie zuvor nur in der Vergangenheit gelebt hatte. In den Jahren danach verbrachte Byron Katie viele Tage in der Wüste bei Barstow/CA. Als ihre Gedanken zurückkehrten, tauchten mit ihnen die Fragen auf, die ihnen die zerstörerische Schärfe nahmen.
Bald sprach es sich herum, dass in Barstow, CA eine weise Frau lebe, und die Menschen pilgerten zu ihr oder luden sie ein. Byron Katie vermittelte ihnen The Work, wie sie den Frageprozess nennt, der im Februar 1986 in ihr erwachte. Wie wurde in immer mehr Länder weltweit eingeladen und die Hörerschaft wuchs. Inzwischen haben Millionen von Menschen an Life Veranstaltungen, über Bücher, CDs, Youtube und andere Medien erfahren, wie man mit „The Work of Byron Katie „das Geschenk innerer Klarheit finden und bewahren kann.